„Green Jobs“ existieren in vielen Bereichen der Öffentlichen Wirtschaft und werden stetig ausgebaut. Daher müssen Europas Legislativen und Regierungen den öffentlichen Sektor stärker in den politischen Umgestaltungsprozess hin zu einem grünen Gesellschaftsmodell einbeziehen. Nur so kann die EU ihre hochgesteckten Klimaziele erreichen. Der VÖWG teilt hier die Meinung der Europäischen Kommission: Ein holistischer Ansatz im Sinne eines Ineinandergreifens von Umwelt-, Sozial- und Beschäftigungspolitiken ist vonnöten, um positive Effekte auf den Arbeitsmärkten durch die Umstellung auf ein nachhaltiges Wirtschaftssystem zu maximieren.
Für den VÖWG als Teil der europäischen Sozialpartner muss die Devise daher lauten: Dekarbonisierung und Erhöhung der Energieeffizienz alleine reichen nicht aus – vielmehr muss Klimaschutz sozial ausgewogen, lokal vor Ort und unabhängig von der Frage, wie grüne Arbeitsplätze zu definieren sind, passieren. Schließlich kursieren zu Green Jobs in Europa stark divergierende Zahlen. Beispielsweise rechnet die Kommission damit, dass alleine durch die strikte Umsetzung des 2020-Zieles für Erneuerbare Energien in der EU bis zum Jahr 2020 rund 410.000 neue Jobs geschaffen und in Summe rund 2,8 Mio. Arbeitsplätze gesichert werden. Andere Quellen orten europaweit bereits jetzt zwischen 2,1 und 21 Mio. Green Jobs insgesamt. Je nachdem, ob lediglich Kernbereiche wie Cleantech oder sämtliche Produkte und Dienstleistungen mit Bedeutung für die Umwelt berücksichtigt werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass grüne Arbeitsplätze verschiedenartige Öko-Aspekte aufweisen und einem dynamischen Wandlungsprozess unterworfen sind. Die OECD spricht in diesem Zusammenhang von Grünschattierungen – „Shades of Green“. Eine zu enge Definition könnte daher zur Nichtnutzung von Know-how sowie zu legislativer Blindheit bzw. suboptimalen Regulierungen führen.
EUROSTAT hat unter Mitwirkung von Statistik Austria eine Methode entwickelt, die seit 2008 zum Einsatz kommt. Unter Einbeziehung der Beschäftigten im Handel mit Umweltprodukten gibt es demnach 199.824 grüne Arbeitsplätze in Österreich (Stand 2009). Nach Ansicht des VÖWG muss jedoch auch der Bereich des öffentlichen Verkehrs berücksichtigt werden. Schließlich finden 26 Prozent aller CO2-Emissionen ihre Ursache im Straßenverkehr. Die grüne Dimension zahlreicher Jobs im öffentlichen Personenverkehr ist somit unstrittig. Folgerichtig sind diese unbedingt als grüne Arbeitsplätze einzustufen.
Die Kommission geht zu Recht davon aus, dass so gut wie alle Arbeitsplätze langfristig grün(er) werden und nimmt von rigiden Kategorisierungen Abstand. Sie hat auch erkannt, dass in der Wissenschaft noch kein allgemeiner Konsens hinsichtlich der zu erwartenden Auswirkungen grüner Strategien auf die Beschäftigungs- und Sozialpolitik besteht. Gerechte Entlohnung, zielgenaue Umschulungen sowie die Förderung geographischer Mobilität und Geschlechtergleichstellung sind jedoch wichtige Voraussetzungen, um den Wandel zu schaffen.
Gerade deshalb ist die öffentliche Wirtschaft in Anbetracht der anstehenden Milliardeninvestitionen als Arbeitgeber und Investor unverzichtbar. Auch ist ihre Expertise für politische Institutionen immens wichtig. Europas GesetzgeberInnen müssen daher eine Schlechterstellung gegenüber der Privatwirtschaft vermeiden. Ganz im Gegenteil: Die Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Wirtschaft als gleichberechtigte Partner wird im Klimaschutz unverzichtbar sein. Der VÖWG eignet sich hierfür als Schnittstelle – etwa für den Austausch von Best-Practices.